Orangen, Flamingos und Orchideen - Winter in Sizilien

 

Gute Gründe nach Sizilien zu kommen, gibt es einige: Vulkan-Vibes spüren beim Ätna, kiloweise sonnengereifte Orangen und saftige Tomaten essen, mehr als 1.000 km Küstenlänge erkunden und erobern, die von Feuer, Wasser und Wind geformte Wildheit der Insel bestaunen, uvm.

 

 

Für mich trifft keiner dieser Gründe so wirklich zu. Bevor ich zum ersten Mal hier gestrandet bin, wußte ich eigentlich nur, das Sizilien zu Italien gehört, weit südlich liegt und gut mit dem Auto zu erreichen ist. Finito! Ich hatte keine Vorstellungen und keine Erwartungen – nur eine Idee – und die wurde durch einen Klimatabellencheck bestätigt: die Anzahl der Sonnenstunden ist im Europavergleich sehr hoch, soll heißen blauer Himmel am Morgen, zu Mittag und am Abend. Perfekto!

 

 

Vom nebeligen Waldviertel ins sonnige Sizilien. Von Temperaturen unter null ins frostfreie – Winter in Sizilien.

 

 

Mit meinen guten alten Bulli bin ich drei Wochen vom Norden Österreichs bis in den Norden Siziliens unterwegs (Fährenfahrt von Civitavecchia nach Termini Imerese und Ruhetage inklusive). Es ist der zweite Winter den ich hier verbringen. Die rosarote Brille ist dieses Mal nördlich der Alpen geblieben. Sizilien vereint Gegensätze wie so schnell keine zweite Insel. Nachts bibbere ich im Daunen-Schlafsack, zur Siesta Zeit sitze ich im T-Shirt im Schatten einer Korkeiche. Atemberaubende Natur in Schutzreservaten und im Gebirge, ein Meer aus Plastik in Form von Gewächshäusern und Folientunneln entlang der Südküste. Frei herumlaufende wild kläffende Köter und nebenan das Rauschen der Meereswogen.

 

 

Auch nach mittlerweile neun Monaten hier auf der Insel habe ich noch keine Idee, ob ich Sizilien mag oder lieber nicht.

 

 

Was mir definitiv die Tage verschönert, ist das viele frische Obst und Gemüse. Danke an dieser Stelle an die freundlichen Damen bei BioMigliore in Acate und BioMilana in Ispica

 für die wöchtenlich wunderbar frische Gemüstekiste. Der Speiseplan im Dezember hat es in sich: Artischoken, Orangen, Zitronen, Zwiebel, Kraut, Brokkoli, Romanesco, Kürbisse, Karfiol, Radiccio,... - sonnengereift versteht sich.

 

 

Fester Bestandteil des südländischen Lebens ist auch der Zwischenstop in un bar. Cafe oder cappuccino, un cornetto alla crema – ottimo. Fare quattro chiachiere gibt’s obendrein dazu. Wenn du auf der Insel bist, schau vorbei im Cafe Roma, meiner Oase der Gastfreundschaft in Acate, hier kann ich mich durch die ganze Vitrine durchessen (was ich auch tue), abwechslungsreiche Happen, frisch zubereitet von Francesco und immer lecker! Serviert von Francesca oder Bernadette schmeckts am besten.

 

 

Wer ins Sizilien ins echte Leben abseits des Tourismus eintaucht, wird viel erleben – ehrlich und unretuschiert. A bissl Sinn fürs Abenteuer, gute Bereifung für holprige Landstraßen und jederzeit abrufbereit einige Brocken Italienisch erleichtern die Sache.

 

 

Es gibt viel zu bestaunen in Naturreservaten wie Vendicari (Noto), bei einem Spaziergang am Sentiero Natura Molara (Caltagirone) kann es vorkommen, dass du an wild wachsenden Orchideen vorbeikommst oder in der Gegend rund um Portopalo quasi im Vorbeifahren von der farbenfrohen Erscheinung hunderter Flamingos überrascht wirst. Postkartenidylle findet sich in kleinen Hafenstädtchen wie Marzamemi und die Dinge des täglichen Bedarfs lassen sich am besten in kleinen Städtchen wie Acate oder Portopalo beschaffen. Alles ist überschaubar, aufs wesentliche reduziert und gut sortiert.

 

 

Und obwohl ich mich überwiegend in der Natur aufhalten, taugt mir das quirlige sizilianische Kleinstadtleben. Am liebsten streune ich zu Fuß herum, die Funktion der Verkehrsschilder ist mir immer noch ein Rätsel... und den Sizilianern sowieso....eine weitere Besonderheit im sizilianischen Straßenverkehr...die Insulaner sind der festen Überzeugung daß sie mit ihren Pandas, SUVs und 4x4s jedes Gelände befahren können...dieser Überzeugung sind sie solange bis sie es nicht mehr sind (siehe Foto).