Wohlbefinden und Resilienz

 

 Migräne, Schlafstörungen, nächtliche Schweißausbrüche, gefolgt von Schüttelfrost und noch einige andere Plagen quälen Herrn Klein. Einen Arzt konsultieren? Ist nicht nötig. Blutbefund und Vorsorgeuntersuchung waren unauffällig. Einen Psychotherapeuten befragen? Nein, die Wahrheit ist zu unangenehm. Herr Klein lebt damit. Schweigt. Hält aus. Menschen, wie Herr Klein leben mit ihren Geheimnissen, bewahren sie, hüten sie. Dabei ist es kein Geheimnis.

 

Persönliche Schicksalsschläge, Unfälle und Krisen. Widrigkeiten wie diese, beuteln die Menschheit seit ihrem Beginn. Weltweit gibt es immer noch Krieg, Gewalt, Naturkatastrophen, Menschen arrangieren sich damit. Menschen arrangieren sich mit vielem.

 

Peter Levin findet dafür Worte. Worte für eine ungesprochene Sprache. Für die Sprache der Traumatisierung. „Ein Trauma, ist die am meisten ignorierte, geschmälerte, verleugnete, missverstandene und unbehandelte Ursache für menschliches Leiden.“ Dieser Meinung ist Peter Levine.

 

Die Sprache ist von Ereignissen in der Lebensbiografie, welche das seelische und körperliche Gleichgewicht durcheinander bringen und erschüttern. Das Grundvertrauen durch sich oder eine nahe Bezugsperson geschützt zu sein, leidet darunter, wird beschädigt oder verändert.

 

Schwere Worte. Trauma hat einen schmerzbesetzten Beigeschmack. Hilflosigkeit. Ohnmacht. Leere in Kopf. Angst vor Bedrohung. Gefühle der Entfremdung, Getrenntheit, Isolation schwingen mit.

 

Schicksalsschläge tun, wie das Wort bereits vorwegnimmt, zumeinst weh. Ein Schlag bereitet Schmerzen. Jemand der beim Apfelpflücken schon einmal einen Hieb vom Ast des Apfelbaums bekommen hat, hat eine Ahnung, was gemeint ist. Während beim Apfelpflücken ein leiser oder lauter Fluch und verstärkte Achtsamkeit bereits ausreichen, um die Situation zu meistern, kann es passieren, dass sich nach Unfällen und Operationen unerklärliche Schmerzen, Angstzustände oder Depression entwickeln.

 

Bei diesem Thema setzt das Buch von Peter Levine „vom Trauma befreien“ an. Der Autor, Biophysiker und Therapeut forscht seit mehr als 35 Jahren in der Traumaheilung. Er beschreibt es so: „Trauma ist weder eine Krankheit noch eine Störung. Vielmehr handelt es sich dabei um eine Verletzung, verursacht durch lähmende Gefühle von Hilflosigkeit und Trauer. Trauma ist Teil eines hochintelligenten Selbstschutzsystems. Ein Trauma muss nicht von einer größeren Katastrophe herrühren. Selbst ein Fahrradsturz in jungen Jahren kann unter bestimmten Umständen überwältigen.“

 

Die Liste der kleinen Katastrophen, welche lähmende Gefühle auslösen können, ist groß:

 

· ein Autounfall

· eine Routine-Behandlung beim Arzt oder Zahnarzt unter Narkose

· ein Sturz mit dem Fahrrad als Kind

· anhaltende Ruhigstellung durch Gips oder Schiene

· Krankheiten, die mit hohem Fieber einhergegangen sind

· alleine gelassen werden als Kind oder Säugling

· plötzliche laute Geräusche,…

 

Je nach Alter, Lebenserfahrung und Konstitution unterscheidet sich der Grad der persönlichen Resilienz.

 

Während die körperlichen Wunden verheilen, bleiben seelische Wunden oft jahrzehntelang unbeachtet. Manchmal spricht die Seele eine Sprache. Eine Sprache der Symptome wie übermäßige Wachsamkeit, Überaktivität, Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Schlafstörungen, Suchtverhalten, chronische Müdigkeit, und, und, und

 

Hier die gute Nachricht. Der Blick nach vorne. Peter Levine ist hoffnungsfroh. „Belastungen entstehen durch im Körper blockierte Energie. Trauma kann geheilt, neu verhandelt werden.“

 

Darauf zielt seine als Somatic Experience bekannte Methode ab. Die Vorbereitung, die Kunst des Spürens, die Entladung der Aktivierung und die Rückkehr ins Gleichgewicht sind zentrale Bestandteile. Peter Levine betont, dass eine wirkungsvolle Methode Menschen dabei unterstützt, die eigenen teilweise heftigen Emotionen, Empfindungen und Impulse zu „halten“, ohne davon überwältigt zu werden.

 

„Wenn ein Mensch lernt, die Empfindungen ohne Angst zu erleben, lockert sich der Klammergriff des Traumas und der Mensch kommt wieder ins Gleichgewicht.“ Mit anderen Worten, wenn wir uns erlauben, Gedanken, Gefühle und Empfindungen anzuerkennen, ihnen einen natürlichen Fluss zugestehen, werden sie einen Gipfel erreichen und allmählich weniger werden, bis sie sich auflösen und wir eine Verlangsamung der Herzschlagrate, Wärme, Muskelentspannung und ein allgemeines Gefühl von Erleichterung, Behaglichkeit und Sicherheit wahrnehmen können.

 

Diese ermutigenden Worte wurzeln in seiner jahrzehntelangen Forschung, Beobachtung und Begleitung.

 

Herr Klein hat die Wahl. Menschen haben die Wahl. Er/Sie kann A) so tun als sei nichts, B) sich zurückziehen und der Empfehlung von Diogenes folgen „Weine viel, iss scharf, schlaf viel. Und habe Geduld“ oder C) auf Peter Levines reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen und das 12 Schritte Trauma Heilungs Programm wählen.

 

Peter A. Levine. Vom Trauma befreien. Wie sie seelische und körperliche Blockaden lösen. Mit 12 Übungen auf CD erschienen im Kösel-Verlag.