Dunkle Wälder, romantisches Welterbe und zwilichtes Treiben

 

"Kennen Sie zufällig jemand, der ein Auto aufbrechen kann?"

 

Mit dieser Frage überrasche ich den Inhaber des Gästehauses "Zur weißen Rose" in Furth/Palt.

 

Der brave Mann verneint, was für ihn spricht und stellt mir sein Telefon zur Verfügung, um die Pannenhilfe anzurufen. Etwa eine halbe Stunde später erhalte ich eine Demonstration in Sachen Autoknacken. Geht recht schnell und unkompliziert. Ich staune.

 

Einige Atemzüge später bedanke ich mich beim Einsatzfahrer und lasse mir meine rote Jacke reichen, in der sich Autoschlüssel und meine Geldbörse mit der Clubkarte befinden.

 

So endet mein Ausflug an die Donau. Ich habe mystisches Waldviertel gegen Weltkulturerbe Wachau,  EuroVelo13 gegen EuroVelo6 getauscht und bin um einige Abenteuer sowie einen Pannendiensteinsatz und eine Organstrafverfügung reicher.

 

Immerhin. Es radelt sich wirklich fein entlang des Donauradweges. Eine kühle Brise , das Glitzern der Wasseroberfläche in der Abendsonne, ein Hauch von Freiheit.

 

Jetzt hagelt es und wieder habe ich Glück. Gerade habe ich das Glashaus Restaurant der Kittenberger Erlebnisgärten betreten. Ok, erstmal Kaffee trinken. Ich warte einfach, lasse die Zeit verstreichen und die letzten Stunden in meiner Erinnerung Revue passieren.

 

"Dort wo die Zeit endet, beginnt die Ewigkeit." Diese Erfahrung mache ich gelegentlich. Sobald ich das geschäftige Treiben der Zivilisation hinter mir lasse, die Wanderschuhe anziehe oder aufs Fahrrad steige. Ich tausche Erreichbarkeit gegen Ewigkeit, heimelige Stube gegen dunkle Wälder, Komfort gegen brennende Wadeln.

 

"Der Welterbesteig Wachau legt seinen Besuchern die schönsten Plätze sanft zu Füßen", heißt es im Prospekt. Und ja, es ist etwas Wahres dran und immerhin, beim Hinabwandern vom Göttweiger Berg bleibe ich trocken. Ein Abschnitt des österreichischen Jakobswegs, ein Teilstück des Welterbesteigs Wachau führen mich hinunter nach Klein Wien. Salamander rascheln durch die losen Blätter, ein Duft von Frühling liegt in der Luft, das Thermometer zeigt wohlige 17 Grad.

 

"Steile Abhänge an der Donau, stille Wälder, grandiose Ausblicke über das Donautal, Ruinen und Wildrosen prägen die Region Dunkelsteinerwald im Städtedreieck Melk, Krems und St. Pölten", steht in der Wanderkarte geschrieben.

 

Das geschäftige Treifen der Kremser Innenstadt liegt hinter mir, ein Rundgang durch die Kittenberger Gärten liegt vor mir. Durch den Horner Wald werde ich die Heimreise antreten.

 

Johann Wolfgang von Goethe dichtete seinerzeit die passenden Zeilen. A bissl was bleibt.

"Lebet wohl, geliebte Bäume! Wachset in die Himmelsluft. Tausend liebevolle Träume verschlingen sich durch euren Duft. Doch was steh ich und verweile? Ja, ich gehe! Ja, ich eile! Aber ach, mein Herz bleibt hier."

 

Die Mammutbäume bei Paudorf winken zum Lebewohl. Die Akazien- und Eichenwälder des Göttweiger Bergs rascheln zum Abschied mit den Blättern. Danke Wald - auf bald!