From being 2 business

Warum eigentlich tue ich mir das an?

 

Diese Frage stellte ich mir zuletzt als ich keuchend und schnaufend mit dem Fahrrad aus Hardegg hinausgeradelt bin.

 

Warum bloß tue ich mir das an?

 

Diese Frage stelle ich mir wieder. Genau jetzt. Heute. Hier. Als ich müde, verspannt und ausgelaugt an meinem Küchentisch sitze, die Beine hochgelagert und absichtslos in die weiße Schneelandschaft vorm Fenster blicke.

 

From business 2 being, der Film von Hanna Henigin und Julian Wildgruber erzählt die Geschichte dreier Führungskräfte, die sich auf die Suche nach Wegen aus dem "Hamsterrad des Getriebenseins" gemacht haben.

 

From being 2 business erzählt meine eigene Geschichte. Im Jahr 2009 bin ich aus dem Hamsterrad hinausgeworfen worden. Vor zwei Monaten bin ich zaghaft wieder ins Hamsterrad hineingeklettert. Dazwischen verbrachte ich meine Tage mit Gelegenheitsjobs, Reisen, einer intensiven Ausbildung zum Coach und mit vielen Momenten, in denen ich einfach gelebt habe.

 

Warum also back 2 business? Habe ich den Verstand verloren. Bin ich übergeschnappt oder ist mir das smooth living etwa zu langweilig? Als ich den Feinschliff für die Multivisions- und Vortragsreihe "A bisserl Mut tut gut - als Frau alleine Reisen" vorbereite, sinnere ich ein wenig nach. Abenteuer, Anstrengung, Herausforderung, Freude, Pech und Glück. Alles lag auf den Reisen nahe beieinander. Ich mag Abwechslung und Abenteuer. Neu ist jedoch, das einfache Leben auch zu verlassen und langfristige Ziele anzustreben. Ein Strohballenhaus etwa, ein umweltfreundliches Kraftfahrzeug, ein Flugticket auf die Seychellen oder einfach ein finanzielles Polster im Rücken zu haben.

 

Geldverdienen. Hackeln. Buddeln und Werken. Ein regelmäßiges Einkommen bei überschaubarem Aufwand ist meine Motivation. Blöd bloß, dass ich mir das Gastgewerbe ausgesucht habe. Noch blöder, einen Saisonbetrieb, in dem im Winter die Bude voll ist. Hier gelten andere Spielregeln. Qualmende Füße. Konzentration. Überstunden. Schweiß. Freundlichkeit, auch wenn mir gerade nach Brüllen und Schreien ist.

 

Im Winter, in der stillsten Zeit des Jahres, steige ich ein in das geschäftige Treiben.

 

"Die Menschen arbeiten heute mehr und härter als vor vielen Jahren, um sich Dinge kaufen zu können, die sie eigentlich gar nicht brauchen. Das ist für mich der Fluch der Zivilisation.

 

Deshalb spannte meine Seele ihre Flügel aus, flog durch fremde Länder, ließ die Sicherheit eines bequemen Lebens in Europa hinter sich, weg von allem, was meine Sehnsucht nach Stille und Frieden eingeschränkt hat.

 

Auch hier in Kanada muss ich arbeiten, in der Hauptsaison der Jagd schwerer und mehr, als je in Europa und doch, ist endlich das Verlangen gestillt. Die Sehnsucht hat sich ausgelebt."

 

Heide Schütz beschreibt im Buch "Leber, Lachs und Lippenstift" ihre Abenteuer als Outfitterin in der kanadischen Wildnis. Es war ein langer Weg für die Oberösterreicherin bis nach Kanada. Eine dunkle Nacht der Seele inbegriffen.

 

Wenn Sie nun gefragt wird, was das Besondere ist an ihrer neuen Heimat, dann sind es die Winter im Yukon. Die unendliche Stille, die Dunkelheit, die Klarheit der Luft, das unberührte Weiß der Schneelandschaft, das gespenstische Mondlicht auf dieser hellen, weißen Fläche und wieder die Stille.

 

Ich habe gerade frei. Acht Tage am Stück. Verschnaufpause. Stapfe durch die weiß glitzernde Winterlandschaft. Es ist bitterkalt. Eiszapfen und Eiskristalle sind allgegenwärtig. In der Ferne plätschert der Kamp über eine Wehr. Schifahren, Saunabesuch und ein Spaziergang entlang des Kamp. Alles an einem Tag. Die Zivilisation macht es möglich.

 

Ich spaziere weiter durchs Winterzauberland. Vielleicht kann ich in die Antwort hineinleben, auch wenn zuerst einmal nichts als Stille und Schweigen zu hören ist.

 

Aber die Stille ist nicht nur still. Ganz leise ruft sie mich in ihre Gegenwart, in ihre Präsenz. Es dauert eine Weile, bis das Laute in mir ausklingt, bis auch die lauten Gedanken aufhören zu dröhnen und ich ankomme in der Stille.