Vampire, Glühwürmchen und starke Begierden

 

Er streicht ihr zart durchs Haar. Sanft führt er seine Lippen an ihren Hals, küsst ihre weiche Haut. Ihr bleibt die Luft weg, das Blut schießt ihr durch die Adern, ihr Herz pocht schneller. Seine kalten Hände berühren ihr Gesicht, ertasten ihre Wange.

 

Ein tiefer Blick. Eine gefährliche Liebe. Eine starke Begierde.

 

Es dürstet ihm, nach ihrem Blut. Es verlangt ihr, nach seiner Nähe.

 

„Wie alt bist du?“ fragt Bella.

„Das weißt du doch. Siebzehn“ antwortet Edward.

„Wie lange bist du schon siebzehn?“ bohrt Bella nach.

 Schweigen.

 

Bella weiß genau drei Dinge:

 

Erstens: Edward ist ein Vampir.

Zweitens: Ein Teil von ihm – und sie weiß nicht, wie mächtig dieser Teil ist – dürstet nach ihrem Blut.

Und drittens, sie ist bedingungslos und unwiderruflich in ihn verliebt.

 

Die Stimme von Ulrike Grote dringt an mein Ohr, erzählt mir die Liebesgeschichte zwischen dem Mädchen und dem Vampir. In der Bücherei habe ich zufällig das Hörbuch entdeckt. Die Begeisterung ist dieselbe, wie beim Lesen des Buches. Twilight, so der Name der Saga, die mich wieder in ihren Bann zieht. Ich sitze im Auto, habe die CD ins Radio eingelegt, drehe lauter, schließe die Augen und tauche ein in eine gefährliche abgrundtiefe Welt.

 

„Weder meine Wunden noch die Schmerzmittel konnten verhindern, dass ich auf seine Berührungen reagierte und zwar genau wie immer. Das Piepen des Monitors überschlug sich. Edward lachte und dann schien er plötzlich eine Idee zu haben. Langsam beugte er sich über mein Gesicht. Je näher er kam, desto rasender wurde das Piepen. Doch als seine Lippen sich ganz sanft auf meine senkten, setzte es schlagartig aus. Erschrocken sprang er zurück, um dann erleichtert zu registrieren, das mein Herz den Betrieb wieder aufnahm.“

 

Ich blicke mich um, es ist dunkel geworden, die Nacht bricht herein, vereinzelt schenken Glühwürmchen der Dunkelheit ein schwaches Licht. Ich seufze. Begierde. Leidenschaft. Ein pochendes Herz. Wie lange ist es her?

 

Shen Liebe, nennen Christine Li und Ulja Krautwald, die beiden Autorinnen des Buches „Der Weg der Kaiserin“, die innige Begegnung zweier Herzen.

 

„Meist hält sie sich verborgen und tritt nur für Momente in Erscheinung. Andernfalls reißt sie in ihrer Intensität alles mit. Dieser Zustand hält nicht lange an, die Menschen würden sonst verglühen.“

Mit diesen Worten beschreiben die beiden Frauen diese leidenschaftliche Form der Liebe.

 

 „Liebe zwischen Shen Seelen hat kein Ziel und keine Perspektive. Sie ist zeitlos und hat keinen festen Ort. Sie kann jeden Moment in ihrer ganzen Schönheit aufflackern und ebenso schnell vergehen. Sie verschenkt sich völlig und ohne Bedenken. Daher ist sie das Privileg von Menschen, die fähig sind, intensiv den Augenblick zu leben.“

 

Vertrautheit. Offenheit. Innigkeit.

Eine Achterbahnfahrt der Emotionen.

Momente, die sich tief in die Erinnerung eingraben.

 

Der Einsatz: Mut, ein wenig Verrücktheit und die bedingungslose Hingabe an das lodernde Feuer der Verletzbarkeit.