Fallschirmspringer, Schrammelmusiker und Glückstheorien

 

Fromberg. Steinberghalle. 30. Internationales Fallschirmspringertreffen.

Pink Boogie. Nacht der Ballone. Musikfeuerwerk.

 

Litschau. Herrensee. 10. Schrammel Klang Festival.

Musik. Natur. Theater.

 

Manuela mittendrin.

 

In Fromberg serviere ich volle Krügerl Bier, sommerliche Spritzer und naturtrüben Apfelsaft vom ortsansässigen Biobauern. Hin und wieder blicke ich in den Himmel, sehe zu, wie die Fallschirmspringer herabtrudeln und lausche, wie sich der Boogie unter Dröhnen und Rattern in die Lüfte erhebt.

 

In Litschau bringe ich den Festivalbesuchern Bio-Surbraten, Brathendln mit Salat oder Gebäck und hausgemachten Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster. Zwischendurch kühle ich meine qualmenden Füße im Herrensee und am Samstag werde ich von Herrn Schrammel persönlich eingeladen, den wohlverdienten Kaiserschmarrn an seinem Tisch einzunehmen.

 

7 arbeitsintensive Tage. Die sommerliche Hitze brennt auf meiner Haut, die Last des Tableaus macht meine Schultern schwer, die unzähligen zurückgelegten Schritte lassen meine Beine ermüden.

 

Das darauf folgende Regenerationsprogramm, bestehend aus den vier wwwws, sorgt für Ausgleich:

Wald. Wasser. Wiese. Weite

 

Wald & Weite: Die Sonne brennt noch immer. Brütende Hitze. Die Luft über dem Asphalt flimmert. Abkühlung finden. Aber wo?

 

Zwischen Reingers und Slavonice verläuft der Iron Curtain Trail im stark bewaldeten Gebiet von Ceska Kanada. An einem heißen Tag genau der richtige Abschnitt, um in die Pedale zu treten. Ich parke den Polo in Reingers, heben das Fahrrad vom Clip on und fahre los. Eine ganze Weile radle ich durch dichte Fichtenwälder, vorbei an einzelnen Laubbäumen. Dann biege ich links ab, folge dem 1007 Radweg. Selbstmotivation ist gefragt, als ich die Steigung des Wetzleser Bergs bei gefühlten 34° im Schatten hinauf trete. Als Belohnung erwartet mich eine sanft abfallende Straße bis nach Artolec. Kurz vor der Grenze mache ich Rast. Drei Birken und ein Bankerl laden zum Verweilen ein. Ich schmause die mitgebrachte Jause und verliere den Blick in der Ferne. Weitläufige Wiesen und tiefgrüne Wälder prägen das Landschaftsbild. Ein Augenschmaus.

 

Wasser & Wiese: Zurück in Reingers bemerke ich, wie die Kleidung an meiner Haut klebt. Die Luft ist drückend. Ich beschließe, dem Herrensee einen Besuch abzustatten, packe Bikini und Handtuch in den Rucksack. Am Herrensee angelangt sind die Aufräumarbeiten noch im vollen Gange. Dunkle Wolken verdichten sich am Himmel. Umdrehen? Nein. Ich wade langsam in die Fluten, durchquere gemütlich schwimmend den See, genieße das kühle Nass. Wie fein. Der Kopf wird frei. Meter um Meter lege ich zurück. Das Ufer kommt näher. Eine Ringelnatter schlängelt sich an der Böschung entlang. Ich verlasse das Wasser, lege mich in die Wiese. Die Abendsonne wärmt meine Haut, regeneriert Muskulatur und Gelenke. Alle Viere von mir gestreckt, liege ich da, atme ruhig und entspannt. Die Eile der letzten Tage fällt von mir ab.

 

„Da träumt jemand vielleicht jahrzehntelang von einem Leben ohne Arbeit, von langen Spaziergängen und stundenlanger Lektüre – nur um nach der Pensionierung festzustellen, wie sehr er eine feste Zeitstruktur, Leistungsdruck und die Anerkennung anderer für sein Wohlbefinden braucht.“

 

Ich halte die aktuelle Psychologie Heute Compact Ausgabe in der Hand, lese den Artikel „Das Glück nicht an der falschen Stelle suchen“. Die Glückstheorie „wünschen, bekommen, glücklich sein“ wird von Annette Schäfer unter die Lupe genommen.

 

 „So mag man glauben, der schicke BMW, das große Haus, die verantwortungsvolle Position, das höhere Gehalt würden das Leben besser, befriedigender, glücklicher machen. Hat man sein Ziel erst mal erreicht, wird man aber höchstwahrscheinlich feststellen, dass die Freude geringer und weniger anhaltend ist, als man sich das in seinen Träumen vorgestellt hat.“

 

Aktiv zu sein, wird als Schutz gegen Unglücklichsein genannt. Ein Gefühl der Zufriedenheit kann sich einstellen, wenn wir Menschen Dinge tun, die wir gut können und wir uns ganz in diesen Tätigkeiten vertiefen.

 

Das Gelesene wirkt nach. Gesichter, Gespräche, Gefühle und die Anstrengungen der vergangenen Tage flackern als flüchtige Erinnerungen auf.

 

Hier. Heute. Jetzt. Ich genieße und verweile, frei von Hast und ohne Eile. Das kann ich gut. Das macht mich froh. Darin vertiefe ich mich gerne.