Nature is speaking

 

Ein Feld. Ein Mensch. Eine Maschine.

 

Der schwere Traktor fährt über das Feld, presst den Erdboden unter seinen wuchtigen Reifen zusammen. Es rattert und dröhnt. Die moderne Landwirtschaft läßt grüßen.

 

„Schon heute essen wir in manchen Jahren mehr, als die Bauern weltweit erzeugen. Bis 2025 soll die Anzahl der Menschen auf acht Milliarden steigen – und alle müssen essen. Es ist so alltäglich, dass wir gar nicht darüber nachdenken. Wir setzen uns an den Tisch, greifen zu Messer und Gabel und nehmen einen herzhaften Bissen. Unser globales Wirtschaftssystem erspart uns die Mühe, unser tägliches Brot selber anzubauen, zu ernten und manchmal sogar zuzubereiten. Wir bezahlen nur noch.“ Diesen Text entnehme ich der deutschen Ausgabe des National Geographic, publiziert im Juli 2009, geschrieben von Joel K. Bourne jr.

 

„Das Ende des Überflusses“ lautet die Überschrift. Ein Artikel, der nichts von seiner Aktualität verloren hat und mich zum Nachdenken anregt, zum Überlegen und auch zum Handeln. Die Reportage hinterfragt kritisch, ob die Lebensmittelproduktion mit dem Wachstum der Erdbevölkerung Schritt halten kann. Ob es möglich ist, ein Gleichgewicht zwischen Bevölkerung und Ressourcen zu halten. Ob die Vorstellung von grenzenlosem Wachstum eventuell eine lächerliche Idee ist.

 

Ein Hochbeet. Ein Mensch. Eine Gießkanne.

 

Die ersten zarten Pflänzchen heben ihre Köpfchen aus dem lockeren Erdreich. Ein Regenwurm erfreut mich mit seiner Anwesenheit.

 

Während die moderne Landwirtschaft durch die grüne Revolution, anders gesagt, durch den Einsatz von ertragreichen Sorten, kluger Bewässerung, chemischen Pestiziden, welche die Nutzpflanzen gegen Insekten und Krankheiten schützen sollen und Dünger, die Erträge zu steigern vermag, reduziere ich mich auf den Grundgedanken von Jagen, Sammeln, Ackerbau und Viehzucht. Menschen ernähren, Hunger stillen.

 

Ich selbst bin aufgewachsen auf einer kleinen überschaubaren Landwirtschaft. Die Felder wurden bestellt, Getreide wie Weizen oder Hafer und Kartoffeln wurden verkauft. Ein Gemüse- Blumen- und Kräutergartl deckte einen Teil der Selbstversorgung ab. Rote Rüben drängten sich neben Karotten. Erbsen und Bohnen rankten neben Ringelblumen, Zwiebel und Knoblauch. Sortenvielfalt, wohlige Düfte und natürlich händische Arbeit. Diese Erinnerung hat sich in mir eingeprägt.

 

Hier. Heute. Jetzt.  Heute sind meine Eltern in Ruhestand, meine Großeltern haben ihren Lebenshauch ausgeatmet. Das Gemüsegartl hat Platz gemacht für ein Glashaus. Ich lebe immer noch im selben Dorf, bewahre die Idee eines einfachen Lebens, stehe inmitten meinen Hochbeete, beuge mich zu meinen Pflanzenkindern hinab. Pflücksalat und Kohlrabi habe ich vorgezogen und ausgepflanzt. Radieschen, Zwiebel und Rucola zeigen ihr erstes Grün. Die Gartensaison hat begonnen. Regelmäßige Umgebungskontrolle, gießen, jäten, Schutz vor Hitze, Wind und Kälte bestimmt die Tagesordnung.

 

Warum ich das mache?

 

Dr. Erwin Brunner, damaliger Chefredakteur des National Geographic Deutschland, veröffentlicht im Jahr 2011 die Serie „Sieben Milliarden“. Darin wird thematisiert, was diese Anzahl von Menschen für uns alle bedeuten kann. Im Editorial gibt Dr. Brunner zu bedenken, dass wir Menschen die Rettung eventuell kennen. „Weniger Konsum. Ein Leben mit der Natur, nicht gegen sie.“ Sein Aufruf: Wir müssen nur damit anfangen. Jeder von uns.

 

Natürlich ist das nur eine Meinung, die Meinung eines Chefredakteurs. Bald vergesse ich sie. Und doch, ich folge meiner Freude am Tun, meiner Liebe zur Natur und mache mir die Mühe einen Teil meines täglichen Brotes selber anzubauen, zu pflegen, zu ernten, zu verarbeiten. Liegt es mir im Blut? Vielleicht. Meine Hände berühren die Erde, färben meine Fingernägel tiefschwarz. Meine Haut ist Sonne und Wind ausgesetzt. Ich trage einen Sonnenhut, schleppe eine Gießkanne, entferne Schädlinge. Manches Mal mit, manches Mal ohne Erfolg. Ich nehme Teil am Kreislauf des Lebens. Ein Kreislauf der vielen Menschen bereits fremd geworden ist.

 

Vielleicht hast du in deiner Küche einen Apfel liegen?

 

Bevor dieser Apfel in deine Hände, deine Küche gelangt, ist viel passiert: Menschen pflanzten einen Baum, der über Jahre heranwuchs, der gespeist wurde aus der Erde, der Kontakt hatte mit Luft, Regen und Sonne und der von geflügelten Helfern befruchtet wurde. Es gibt Obstbauern, Pflücker, Transportunternehmen, Händler, die alle mit deinem Apfel in Zusammenhang stehen.

 

Ich blicke zu den Apfelbäumen am Grundstück meiner Eltern. Die ersten Knospen sind bereits sichtbar, Blüten werden bald erscheinen. Je nach Wetterlage, werden die geflügelten Helfer sie befruchten, oder wenn es ihnen zu kalt zum Fliegen ist, eben nicht. Bis ich in den ersten Apfel beißen kann, dauert es. Geduld ist gefragt. Geduld, eine Tugend, die immer weniger Bestand hat - in der modernen Welt zumindest.

 

Nicht mehr ganz so lange und ich kann meinen Gaumen mit den ersten knackfrischen Radieschen erfreuen. Meine Geschmacksknospen jubilieren. Es erfüllt mich mit Freude, Demut, Dankbarkeit und Stolz für einen Teil meiner Nahrung selber zu sorgen. Wie einst Neandertaler Willi, wie schon vor mir meine Großeltern und Eltern.

 

Ich neige oft dazu mit dem Finger auf die moderne Landwirtschaft zu deuten. Manchmal halte ich inne, überlege, hinterfrage, blicke auf das was ist. Menschen wollen essen. Menschen bezahlen dafür. Für viele Menschen sind ausreichend Grundnahrungsmittel eine Selbstverständlichkeit und das Leben in einer Überfluss- und Wohlstandsgesellschaft ein Glücksfall. Auch ich gehöre dazu.

 

Conservation International startet mit ihren Filmen „Nature is speaking“ einen Aufruf.

 

Mother Earth ist einer von ihnen. Die Stimme von Julia Roberts spricht zu mir, verdeutlicht eindrucksvoll den wahren Kern hinter diesem Film, hinter den Bildern, hinter den Worten. Mich rüttelt es auf, es berührt mich tief in meinem Herzen, diesen Aufruf kann ich nicht überhören. Tränen kullern über meine Wangen. Das hat nichts mit Angst zu tun, es hat mit Wahrheit zu tun.

 

“Our food, our water, our livelihoods — they all come from nature. I am nature. I will go on. How about you?” Julia alias Mother Nature spricht von uns Menschen.

 

Nature doesn`t need humans. Humans need nature.

 

I, Manuela, need nature. Das ist meine Motivation, das ist mein Antrieb, die Wahrheit hinter diesen Worten bringt mich in die Gänge, lässt mich handeln, inspiriert mein Denken, Tun und Sein.

 

Anmerkungen:

 

Conservation International setzt mit ihren Filmen einen Meilenstein darin, uns Menschen nahe zu bringen, dass unsere Erde unser Zuhause ist. Watch ist out. Kurz Videos, welche die message auf den Punkt bringen. Julia Roberts schenkt Mutter Erde ihre Stimme, Liam Neeson leiht sie dem Eis, Harrison Ford spricht für den Ozean, um nur einige zu nennen. Hier erfährst du mehr über die Organisation.

 

Die Firma Reinsaat mit Firmensitz in St. Leonhard am Hornerwald setzt auf gentechnikfreie Saatgutvermehrung und ökologisch wirtschaftende Betriebe. Seit 1998 bemühen sie sich um Qualität und Gemüsevielfalt, die sich in Aussehen, Geschmack und Aroma zeigt. Mjam. Mjam! Hier geht’s zu Reinsaat.